Dachgeschoss - Sommerlicher Wärmeschutz

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Hallo Dachexperten,

ich bewohne im Dachgeschoss meine ETW in einem 50er-Jahre Mehrfamilienhaus. Leider ist hier der sommerlicher Wärmeschutz nicht gegeben, der U-Wert bleibt mit 0,29 W/(mK) auch unter den EnEV-Forderungen. Das Dach hat eine Zwischensparrendämmung mit 140 mm Mineralwolle, PE-Folie, Unterspannbahn, harte ölgetränkte Holzfaserplatte, Konterlattung und Traglattung für die Dachziegel. Innen sind 12,5 mm Rigipskartonplatten angebracht. Die Dachneigung beträgt 42° und die Dachflächen haben eine Größe von zusammen 132 qm. Die beiden Ostfenster haben eine Fläche von insgesamt 3,2 qm, die 7 Westfenster eine Fäche von 12,7 qm.

Trotz Außenrolläden an den ca. 6,5 qm großen senkrechten Loggia-Westfenstern und Außenmarkisen an den 8 übrigen Velux-Dachfenstern mit 9,4 qm Fensterfläche heizt sich das DG unerträglich auf. Ich habe hier schon Temperaturen von bis zu 39°C im Sommer gemessen. Deshalb möchte ich den sommerlichen Wärmeschutz verbessern.

Eine Möglichkeit wäre, die Außenmarkisen durch Solarrollläden zu ersetzen. Fraglich ist allerdings, ob diese 3.400 € (ohne Montage) teure Maßnahme eine spürbare Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes bringt, da ja bereits Außenmarkisen vorhanden sind. Nur das Cabrio-Fenster auf der Ostseite würde die Außenmarkisen behalten, da hierfür keine Rollläden angeboten werden. Nach meinen Berechnungen würde sich die wirksame Fensterfläche und damit der solare Wärmeeintrag durch 7 weitere Rollläden um 1/3 verringern. Meine Befürchtung ist, dass der Wärmeeintrag über die riesige Dachfläche viel größer ist als Verringerung des solaren Wärmeeintrags durch Anbringung von weiteren Rollläden.

Eine aufwendigere Möglichkeit wäre eine Dämmung von innen mit Holzfaserplatten, welche die Wärme zwischenspeichern. Simulationen mit dem Programm der Internetseite www.U-Wert.net haben gezeigt, dass mit einer MDF-Platte der Dicke 15 mm und der Dichte 750 kg/qm die Amplitudendämpfung von 3,7 auf 9,5 vergrößert werden könnte. Die Phasenverschiebung würde sich nur geringfügig von 7,3 h auf 8,3 h erhöhen. Die Wärmespeicherfähigkeit der inneren Schichten wäre mit 36 gegenüber 19 kJ/(qmK) fast doppelt so hoch. Wahrscheinlich müssten dann aber erst einmal die vorhandenen Rigipsplatten entfernt werden, um die MDF-Platten anzubringen, oder?

Was meinen Sie zu diesen Maßnahmen? Gibt es weitere Möglichkeiten?

Vielen Dank für Ihre Mühe und freundliche Grüße

Volker Pohl


Dachexperte

Sehr geehrter Herr Pohl,

Ihrer ausführlichen Analyse gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Sie haben die Hauptthemen und Probleme bereits richtig erkannt. Ich denke auch, dass die Dachfenster mit einer vorhandenen äußeren Verschattung wohl eher nicht das Problem sind, d.h. Maßnahmen hier werden wenig bis keinen Effekt bringen. Nun zur Dachfläche... Der sommerliche Hitzeschutz wird von folgenden Komponenten maßgeblich beeinflusst: Material der Dacheindeckung (Absorptionsvermögen), Hinterlüftung der Dacheindeckung, Konstruktiver Aufbau des Daches / der Dämmebenen, Dämmstoffstärke und Eigenschaften (Wärmespeicherkapazität) in Verbindung mit der Möglichkeit einer Nachtabkühlung. Ich habe Ihren Aufbau gleichfalls simuliert (unter Annahmen für fehlende Angaben) . Eine Untersparrendämmung wirkt sich wie von Ihnen beschrieben, natürlich positiv auf den Hitzeschutz aus, allerdings ist die Frage ob eine Verkleidung mit MDF die richtige Wahl ist. Zum einen wäre zu prüfen, ob Ihr Dachtragwerk die zusätzliche Last aus der MDF Platte so ohne weiteres aufnehmen kann. Die Sparren sind mit 14 cm nicht sonderlich stark und wenn gassenseitig schon eine vollfläche Deckunterlage aus Holzfaserplatten besteht, sollte man die Eigenlasten überprüfen. Weiter bleibt festzuhalten, dass mit dieser trotzdem recht aufwendigen Maßnahme zwar eine leichte Verbesserung des Hitzeschutzes erreicht wird, für den Wärmeschutz jedoch fast gar kein Effekt zu verzeichnen ist. Ich würde empfehlen, hier eher eine grundhafte Sanierung des Dämmungsaufbaus in Betracht zu ziehen. Weitere, umfassendere Informationen zu Sanierungsmöglichkeiten finden Sie z.B. hier www.isover.de/Portaldata/1/Resources/produktwelt/produkte/integra/Kompendium_-_Steildach_-_Modernisierung_von_innen.pdf