Ratgeber Dacheindeckung
Wissen rund ums Dach – kompakt für Sanierer und Neubauherren
Mit der Wahl der Dacheindeckung trifft man als Eigentümer eine weitreichende Entscheidung, die über die reine Investition hinausgeht: Der Baustoff soll gut zur Dachform und gleichzeitig in das Bild der Nachbarschaft passen. Und den Bewohnern natürlich über viele Jahrzehnte gefallen. Schließlich liegt die Lebensdauer eines Daches, wenn es solide gebaut und mit Qualitätsmaterial gedeckt ist, bei etwa 50 Jahren. Viele Dächer toppen das sogar noch.
Doch egal, ob Sattel-, Walm- oder Zeltdach: Mit den beliebtesten Baustoffen der Deutschen – Dachsteine, Dachziegel, Schiefer, und Zink – findet sich für jedes Dach die passende Lösung. Diese Eindeckungen haben sich auf Millionen Häusern bewährt. Einen umfassenderen Langzeit-Praxistest unter allen Witterungsbedingungen kann man sich schwerlich vorstellen.
Welche Dachbaustoffe kommen aufs Haus?
Ein Dach ist im Endergebnis immer ein Material-Mix. Denn zu den Dachbaustoffen zählen sämtliche Baumaterialien, die bei der Eindeckung zum Einsatz kommen. Erst durch Dachbalken, Lattung und Unterbahnen wird das Dachdecken mit Dachsteinen, Dachziegeln, Zink oder Schiefer möglich. Dazu kommen noch die Materialien fürs Entwässerungssystem.
Mehr Informationen zu Baustoffen und ihren Eigenschaften: Themenseite Dachbaustoffe
Dachziegel und Dachsteine – zwei beliebte Klassiker
Zu den Favoriten auf deutschen Dächern zählen Tonziegel in unterschiedlichen Ausführungen. Die Bandbreite reicht vom traditionellen Biberschwanz bis hin zu hocheleganten, völlig planen Ausführungen. Beliebt sind auch Dachsteine; diese werden aus Beton gefertigt und gelten als besonders belastbar. Sowohl Ziegel als auch Dachsteine sind in zahlreichen Farben lieferbar, mit Sicherheit auch im individuell zum Haus passenden Wunschton.
Mehr interessante Informationen für Bauherren: Themenseite Dachsteine und Themenseite Dachziegel
Dachdecken mit Schiefer
Das 400 Millionen Jahre alte Sedimentgestein Schiefer gilt als einer der wertvollsten Dachbaustoffe. Und das aus gutem Grund: Als reiner Naturstein verleiht Schiefer dem Dach eine hochsolide Ausstrahlung. Er zeichnet sich zudem durch besonders lange Haltbarkeit aus. Zudem ist Schiefer variabel bearbeitbar und deshalb eine exzellente Wahl, wenn es darum geht, individuelle, ausgefallene oder bautechnisch anspruchsvolle Eindeckungen zu verwirklichen. Auch deshalb findet man Schiefer häufig auf Häusern, die durch außergewöhnliches Design auf sich aufmerksam machen.
Als günstige Alternative zur klassisch-handwerklichen Verlegung wird seit kurzem ein Schiefer-System mit Click-Prinzip angeboten.
Mehr Informationen zu klassischer und moderner Deckung mit Schiefer: Themenseite Schiefer
Zink am Dach: Vielseitig und langlebig
Zink wird bei der Eindeckung in Form von Titanzink eingesetzt. Das ist eine Legierung aus Zink (über 99%) mit minimalen Anteilen von Kupfer und Titan. Das Material wird sowohl auf Dächern als auch an Fassaden verwendet. Es eignet sich außerdem besonders gut, um zusätzliche Architekturdetails zu realisieren, beispielsweise die Einkleidung von Gauben. Auch Dachentwässerungssysteme und dachintegrierte Solaranlagen werden aus Titanzink gefertigt.
Der Baustoff verfügt über bemerkenswerte technische Eigenschaften: Er lässt sich leicht formen, ist hervorragend zu verarbeiten und hat eine extrem lange Lebensdauer. Zudem ist Zink nicht brennbar, hält Elektrosmog fern und leitet Blitzstrom ab. Diese positiven Materialeigenschaften und der hohe Korrosionswiderstand einer sich natürlich bildenden Patina sorgen dafür, dass fachmännisch verarbeitete Zink-Produkte ihre Vorteile über eine Nutzungsdauer von Generationen bewahren.
Mehr Informationen zu Material und Möglichkeiten: Themenseite Zink
Welche Deckung für welches Haus?
Damit Haus und Dach nach der Fertigstellung eine optimale Lösung ergeben, müssen einige Kriterien jenseits des eigentlichen Materials stimmig sein: Das betrifft vor allem die Form der Deckelemente, die Dachneigung (zu der diese passen müssen) und die örtlichen Bauvorschriften, in denen sich oftmals verbindliche Vorgaben oder Ausschlüsse finden. Mit diesen sind aber Architekten und Dachdecker bestens vertraut.
Mehr Informationen: Deckmaterialien im Vergleich
Wie wird ein Dach gedeckt?
Die Dacheindeckung besteht nicht nur aus den gewählten Dachbaustoffen, auch Dachanschlüsse, Dachentwässerungssysteme und Accessoires gehören dazu.
Ein Dach kann in unterschiedlicher Konstruktionsweise zimmermannsmäßig ausgeführt werden. Das heißt, man errichtet den Dachstuhl Balken für Balken und Sparren für Sparren vor Ort.
- Aufbau der Unterkonstruktion, Holzverschalung und Traglattung
- Anschluss von Regenrinnen und Dachentwässerung
- Konstruktion der Dachhaut: Dämmung, Abdichtung, Eindeckung
Leicht zu bauen: Das Sparrendach
Das hölzerne Sparrendach besteht aus mehreren hintereinander in Firstrichtung gestaffelten Paaren aus Sparren. Diese Sparrenpaare bilden zusammen mit einer Konstruktion am Fußpunkt der Sparren einen Dreieckrahmen. Die komplette statische Last leitet diese Konstruktion auf die Außenwände weiter. Ein Sparrendach ist leicht zu errichten und raumspendend – der komplette Innenbereich des Dachs kann genutzt werden. Allerdings gibt es eine statische Begrenzung bei der Belastbarkeit. Sind die Gebäude mehr als acht Meter tief, lässt sich diese Konstruktion nur schwer umsetzen.
Besonders tragfähig: Das Pfettendach
Beim Pfettendach wird das statische Gerüst durch waagerechte Pfetten bereitgestellt. Auf diesen liegen später die Sparren auf. Dabei tragen die Pfetten die komplette Last, sodass sich die Sparren nicht direkt gegenüberliegen müssen. Die Pfetten müssen durch Stiele abgestützt werden, die auf dem Boden aufliegen. Die Last der Sparren und des Dachs überträgt sich mit dieser Konstruktion nicht nur auf die Außenwände, sondern gleichzeitig auf die Zwischendecke zum darunter liegenden Geschoss. Dadurch lassen sich bei diesem System Dachgauben besonders gut unterbringen.
Mehr Informationen: Themenseite Gauben
Von der Sonne profitieren – Photovoltaik und Solarthermie
Mit einer Solaranlage auf dem Dach lassen sich kostenloser Strom und Gratis-Wärme gewinnen. Das schont sowohl das Konto als auch die Umwelt. Sobald man über eine Solaranlage nachdenkt, wird man vor die Entscheidung gestellt: Photovoltaik oder Solarthermie?
Photovoltaik: Das private Sonnenkraftwerk
Photovoltaik – kurz PV – bedeutet die direkte Umwandlung von Sonnenenergie in elektrischen Strom. Herzstück einer jeden PV-Anlage sind Solarmodule, die wiederum aus mehreren Solarzellen bestehen. Treffen Sonnenstrahlen auf die Module, wird zunächst Gleichstrom produziert, der über Leitungen zu einem Wechselrichter gelangt und dort in Wechselstrom umgewandelt wird. Danach ist der Solarstrom einsatzbereit und kann ins öffentliche Netz eingespeist werden – für eine momentan noch relativ hohe Vergütung, die vom Staat pro Kilowattstunde bezahlt wird.
Solarthermie: Warmes Wasser von der Sonne
Die zweite, technisch vollständig andere Variante ist die Solarthermie: Eine Solarthermie-Anlage besteht aus Kollektoren, die mit einer Trägerflüssigkeit gefüllt sind. Von der Sonne erhitzt, transportiert diese die gewonnene Wärme zu einem Speicherkessel, der ganzjährig das Warmwasser fürs Duschen, Kochen oder Abspülen bereitstellt. Das Wasser wird also nicht in den Kollektoren selbst erwärmt, sondern in einem nachfolgenden Prozess. Herrscht Überschuss, kann das Wasser zum Heizen verwendet werden. So deckt die Anlage von April bis September den Gesamtbedarf an Warmwasser und Heizung. Entscheidend für eine optimale Ausnutzung sind die richtige Ausrichtung und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kollektorfläche und Kesselvolumen.
Für potenzielle Nutzer, die bisher allein aus optischen Gründen auf eine Solaranlage verzichtet haben, gibt es ebenfalls eine gute Möglichkeit: Inzwischen gibt es dachintegrierte Anlagen, die nach außen fast unsichtbar sind und das Gesamtbild des Daches nicht beeinträchtigen.
Mehr Informationen zur Sonnenenergie-Nutzung auf dem eigenen Dach: Ratgeber Solartechnik
Extras fürs Dach sind oft Hausbesitzer-Pflicht
Ein komplett gedecktes Dach besteht nicht nur aus den einzelnen Eindeckungsmaterialien. Hier gibt es deutlich mehr Ausstattung, die in die Kalkulation für das neue Dach mit einbezogen werden muss. Beispielsweise benötigt der Schornsteinfeger ein sicheres Trittsystem vom Dachausstieg bis hin zur Esse. Gesetzlich verpflichtend sind Rundhölzer oder Schneeschutzgitter etwa für Hausbesitzer, deren Wohnsitz in schneereichen Gebieten liegt, und bei einer Dachneigung über 45 Grad. Könnten Dachlawinen den Verkehr beeinträchtigen oder auf allgemein zugänglichen Wegen oder Gebäudeeingängen abgehen, sind Schneeschutzsysteme ebenso Pflicht. Sollten Hausbesitzer diese vernachlässigen, können sie sogar unmittelbar zur Rechenschaft gezogen werden. Dachdurchgänge werden beispielsweise bei der Entlüftungsanlage von Bädern benötigt.