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Handwerker für Dacharbeiten
Unseriöse Dachdeckerfirmen und die Dämmpflicht
Einen Handwerker mit freien Kapazitäten zu finden, ist heute gar nicht so einfach. Da verwundert es schon, wenn einem in der besten Saison, nämlich der warmen Jahreszeit, sogar an der Haustür Angebote für eine Dachreparatur gemacht werden – dringend nötig, unschlagbar günstig, am besten hier und jetzt zu beauftragen. Wer da zugreift, macht aber alles andere als ein gutes Geschäft.
Unseriöse Dachdeckerbetriebe, auch als Dachhaie bekannt und berüchtigt, treten meist im Frühjahr und im Sommer in Aktion. Meist in Gebieten mit einer hohen Altbaudichte und vielen Einfamilienhäusern. Hier können sie auf beste Chancen hoffen: Denn in solchen Wohngebieten gibt es immer einige Eigentümer, die mit den richtigen Tricks leicht in Sorge um Dach und Haus zu bringen sind. Senioren sind die bevorzugte Zielgruppe. Ihnen eine überteuerte und unnötige Reparatur oder eine Modernisierung zu verkaufen, ist das Business-Konzept der sogenannten Dachhaie. Vor diesen warnen alljährlich die Dachdecker-Innungen, lohnend ist die Masche aber offensichtlich dennoch. Dasselbe Problem gibt es übrigens auch im Bereich Fenster- und Türentausch.
Achtung beim Dachdecken: Es gibt Dämmvorschriften!
Einfach mal das Dach neu decken? Was die wenigsten Hausbesitzer realisieren – und der Dachhai ihnen natürlich auch nicht sagt: Bei JEDER Neueindeckung gelten die gleichen rechtlichen Vorschriften. Für deren Einhaltung ist der Hauseigentümer verantwortlich. Einschlägig ist hier das GEG (Gebäudeenergiegesetz). Für ein ungedämmtes, aber beheiztes Dach heißt das Nachrüstpflicht einer Dämmung unter Einhaltung aller vorgeschriebenen Werte. Bei Nichtbeachtung dieser Regelung drohen dem Hausbesitzer sogar Bußgelder. Ausgenommen davon sind lediglich kleinere Reparaturen innerhalb der sogenannten Bagatellgrenze. Diese liegt bei maximal 10 % der gesamten Dachfläche. Eine Dämmung zu berechnen, sachgemäß aufzubauen und zu zertifizieren ist aber des Dachhais Sache nicht – das bringt kein schnelles Geld.
Preis einer Dachdeckung – beim Dachhai einfach x 2 rechnen
Dass „mobile Dachteams“ nicht unterwegs sind, um den Hausbesitzern echte Schnäppchen zu offerieren, zeigt die Bilanz aus vielen Fällen. Was von unseriösen Firmen als sensationell günstig angepriesen wird, ist gegenüber soliden Handwerksbetrieben und ihren Preisen so gut wie nie konkurrenzfähig. Bis zu 20.000 Euro für eine Dachdeckung, die normalerweise 5.000 – 8.000 Euro kosten dürfte, sind dokumentiert.
Defekte am Dach durch unsachgemäße Arbeiten
Die fachliche Leistung und die Ausführungsqualität der als Haustürgeschäft zustande gekommenen Dachreparatur-Aufträge sind zumeist dürftig. Neben dem schlechten Ergebnis drohen auch teure Folgeschäden, die im Nachhinein aufwändig behoben werden müssen. Hier einige reale Beispiele:
- Nässe im Dachgeschoss: Beschädigungen an der Deckung, der Unterspannbahn und der Dämmung mit nachfolgenden Feuchtedefekten. Ist die Dämmung einmal gründlich feucht geworden, ist sie oft nicht mehr zu retten
- Unfachmännischer Austausch oder unkorrekte Neuverlegung von Ziegeln oder Dachsteinen.
- Undichtigkeiten an den Anschlüssen, z.B. dem Kaminbereich, mit Durchfeuchtung der Dachkonstruktion oder des Mauerwerks.
Wie erkenne ich unseriöse Dachhandwerker?
- Haben Sie einen Dachdecker gerufen – nein? Dann seien Sie skeptisch allem gegenüber, was ihnen die „Fachleute“ erzählen.
- Ein Blick auf die Firmenadresse ist hilfreich. Weit weg heißt meist so viel wie nicht greifbar, wenn es Grund zur Reklamation gibt. Und ein Overall mit Logo sagt zunächst einmal gar nichts, außer dass sich der Träger um einen professionellen Look bemüht.
- Handwerker, die man nicht suchen muss, sondern die so viele freie Kapazitäten haben, dass sie auf Tour gehen können bzw. müssen, sind in jedem Fall mit Vorsicht zu betrachten.
- Wenn Sie unsicher sind, stellen Sie einfach unsere bewährte dach.de-Killerfrage: „Sind Sie in der Handwerksinnung?“ und überprüfen Sie die Antwort. Kurzer Anruf bei der Innung genügt.
Wenn die Tricks besser sind als die Arbeit
So fragwürdig die Arbeit, so erfinderisch und ausgefeilt sind die Tricks, mit denen ein Dachhai an seinen Auftrag kommt. Mit jedem Jahr kommen neue Techniken dazu. Hier die aktuellen Methoden im Dach-Abzockbusiness:
„Wir waren gerade bei Ihrem Nachbarn“
Ein Opfer gefunden? Das eignet sich für Dachhaie nicht nur zum Abrechnen, sondern auch als Referenz. Wenn die Familie ein paar Häuser weiter diesem Angebot vertraut hat, muss es ja gut sein.
„Dachinspektion – heute kostenlos!“
Eine Gratis-Überprüfung des Daches nach einem harten Winter: Wer mag da schon nein sagen? Sollte man aber. Auch wenn die letzte Dachwartung schon einige Zeit zurückliegt. Denn der freie Zutritt dient allein dazu, Schäden zu finden bzw. da, wo keine sind, notfalls auch welche zu erfinden.
„Saisonrabatt“
Dachreparaturen sind gerade jetzt besonders günstig – behauptet jedenfalls der Handwerker, den man gar nicht bestellt hat. Günstig allerdings nur für ihn, denn der Hausbesitzer zahlt oft weit mehr als beim örtlichen Dachdecker.
„Feuchter Dachstuhl“
Einmal am Dach, kann der unseriöse Handwerker nach Belieben Defekte feststellen bzw. vortäuschen. Der Hausbesitzer wird ihm kaum aufs Dach folgen können, um die Aussagen zu kontrollieren. So zum Beispiel lässt sich anhand eines Stückchens alten Holzes leicht behaupten, einige Sparren seien morsch, durchfeuchtet und bruchgefährdet.
„Bröckelnder Mörtel“
Ein ähnlicher Trick: Man präsentiert ein paar Mörtelfragmente, dir frisch vom First abgebrochen oder -geschlagen wurden. So lässt sich eine teure Erneuerung des kompletten Firsts verkaufen.
„Beweis-Foto“
Besonders innovative Handwerker demonstrieren den „Schaden“ auf detailliert gezoomten Smartphone-Fotos. Was man da genau sieht und welcher tatsächliche Reparaturbedarf besteht, ist reine Interpretationssache.
„Dachreinigung dringend nötig“
Das Dach zeigt grünen Belag und Moos? Diese Beeinträchtigung muss schnellstens entfernt werden, sonst nehmen die Ziegel Schaden und es regnet ins Haus. So oder ähnlich argumentieren reisende Handwerkskolonnen, und natürlich ist das Gegenteil richtig. Schaden verursacht allein eine unnötige Dachreinigung.
Mehr Informationen: Grünbelag am Dach
„Sabotiertes Rücktrittsrecht“
Durchaus formbewusst agiert der Dachhai, wenn es um vertragliche Angelegenheiten geht. Mit der Ausführung lässt er sich gerne an der Haustür schriftlich beauftragen, ehe er sich noch am selben Tag ans Werk macht. Zwar besteht hier binnen zweier Wochen ein gesetzliches Rücktrittsrecht. Sind die Arbeiten aber begonnen und das Dach beispielsweise schon teilweise abgedeckt, wird kein Hausbesitzer mehr davon Gebrauch machen wollen.
Auf Nummer sicher – mit seriösen Fachbetrieben
Qualifikation spart Ärger und Kosten. Der Dachdeckermeister vor Ort ist in jedem Fall ein besserer Partner für Dacharbeiten als eine durchreisende Firma. Als Innungsfachbetrieb bürgt er für eine solide Ausführung aller Arbeiten sowie eine ordnungsgemäße Gewährleistung – und ist dazu auch noch oft günstiger.
Bildquelle: VELUX Deutschland