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Historische Gebäude
Bischofsmützen für die Villa
In Potsdam steht ein wahres Schmuckstück in romantisch-russischem Stil: die historische Villa Gericke. Den reich mit Ornamenten verzierten Bau schmückt nach der Sanierung ein Schieferdach – mit einer architektonischen Besonderheit, die nach einer geistlichen Kopfbedeckung benannt ist: „Bischofsmützen“ werden von einer Schieferdeckung gebildet, die eine spitz zulaufende, gotische Ansicht bietet. Diese seltene Deckart passt perfekt zum verspielten Stil der 1892 errichteten Villa in der Neuener Vorstadt von Potsdam. Sie ist – was nicht einmal alle Einheimischen wissen – eine Kopie: Das Vorbild stand einst im Berliner Tiergarten und musste dort, noch zu Kaisers Zeiten, einer S-Bahn-Linie weichen. Einige Teile der Berliner Villa wurden damals in der Potsdamer Version „recycelt“, beispielsweise die holzgeschnitzten Giebel und das Keramik-Fassadenrelief. Nach einer Periode des langsamen Verfalls zu DDR-Zeiten erstrahlt das Gebäude heute wieder in märchenhaftem Glanz und zählt zu den beliebtesten Touristenattraktionen der Stadt.
Bilder machen Baupläne
Was Bauherr und Handwerker aber erst einmal vorfanden, war eine Substanz, an der der Zahn der Zeit mehr als nur genagt hatte: Die Dachdeckungen waren undicht und unvollständig, die Dachstühle schadhaft, die Mauerwerke zum Teil feucht. Sogar der charakteristische Turm hatte seine Spitze eingebüßt.
Wie aber sah wohl das Gebäude früher aus? Eingehende Recherchen förderten Bilder und Unterlagen zutage, die eine Rekonstruktion nach originalem Vorbild möglich machten.
Gedämmt, gedeckt, gelungen
Im Zuge des Neuaufbaus der Dachkonstruktion erhielt der Turm wieder ein Kegeldach mit Altdeutscher Deckung aus Moselschiefer. Nach einer alten Schwarz-Weiß-Bild-Vorlage ist die Altdeutsche Deckung hier waagerecht ohne Gebindesteigung gedeckt.
Die Tragwerke der Satteldächer wurden in großen Teilen erneuert, so weit möglich zwischen den Sparren gedämmt und innen mit einer Dampfbremse versehen. Dann wurde die gesamte Dachkonstruktion wieder komplett verschalt und für die Schieferdeckung mit einer diffusionsoffenen Vordeckung vorbereitet.
Die neuen Schiefer lieferte Rathscheck Schiefer aus Mayen im Format 50 x 25 cm. Die Firste bekamen wieder ihre alten Verzierungen und an allen Enden jeweils Zierspitzen. Auch die schlanken Satteldachgauben krönt jeweils eine Zierspitze aus Titanzink. Für Firste und Traufen kamen entsprechende Zubehörschiefer als Rechtecker zum Einsatz.
Nach dieser grundlegenden – und grandios gelungenen – Restaurierung nimmt die Villa Gericke heute eine herausragende Stellung unter den Potsdamer Sehenswürdigkeiten ein: ein bezauberndes Zeugnis alter Bürgerherrlichkeit.
Bildquelle: Rathscheck Schiefer